Körperliche Maßregelung beim Hund - warum sie mehr schadet als hilft

Veröffentlicht am 26. Juli 2025 um 14:42

Im Hundetraining gibt es viele Methoden, die schnell Wirkung zeigen sollen - leider auch solche, die auf körperliche Maßregelung setzen: ein Kneifen in die Seite, ein Stoß mit dem Knie oder ein Rucken an der Leine. All das sind Maßnahmen, die den Hund körperlich beeinflussen und dabei als "körpersprachlich" oder "natürlich" verkauft werden. Doch sie sind weder wirklich körpersprachlich, noch fair - und langfristig gesehen alles andere als sinnvoll.

 

Taktiles Verhalten unter Hunden - und warum es kein Freifahrtschein für uns ist

Wenn man sagt "Hunde untereinander sind auch taktil", um körperliche Maßregelung durch Menschen zu rechtfertigen, dann wird oft außer Acht gelassen, wie differenziert, situativ und kontextbezogen Hunde miteinander kommunizieren – und dass ihre Kommunikation innerartlich ist. Hunde wissen, dass wir keine Hunde sind – und sie interpretieren unser Verhalten deshalb ganz anders.

Ein Hund knallt nicht einfach einem anderen Hund in die Seite, weil der zu weit vorläuft. Körperliche Korrekturen unter Hunden finden meist in klaren sozialen Kontexten statt, z. B. bei Ressourcen oder Grenzen und oft nur, wenn vorherige feinere Signale ignoriert wurden. Selbst dann geschieht es meistens ohne Eskalation, sondern mit Beschwichtigung oder Abstand.

 

Körperliche Maßregelung zerstört Vertrauen

Ein Hund, der durch körperliche Einwirkung "gehemmt" wird, verändert sein Verhalten oft nur oberflächlich. Er lernt nicht, was erwünscht ist - sondern vor allem, was ihm Schmerz oder Unwohlsein einbringt. So entsteht ein Verhalten, das aus Angst vermieden wird - nicht aus echtem Verstehen. Die Beziehung zum Menschen leidet, weil Vertrauen und Sicherheit fehlen. Ein häufiges Beispiel ist der Hund, der an der Leine andere Hunde anbellt oder sich stark aufregt. Wenn er in dieser sowieso schon angespannten Situation dann noch von seinem Menschen in die Seite gekniffen oder anderweitig körperlich gemaßregelt wird, wird die Situation für ihn nicht nur emotional schwieriger - sie wird sogar belastend. Statt Orientierung und Sicherheit zu erfahren, empfindet der Hund den eigenen Menschen als weiteren Stressfaktor. So kann Vertrauen verloren gehen, weil derjenige, der Halt geben sollte, in diesem Moment selbst Unbehagen auslöst.

 

Erziehung bedeutet Kommunikation, nicht Unterdrückung

Ein Hund braucht Orientierung, Klarheit und Konsequenz - aber keine Einschüchterung. Gute Kommunikation basiert auf Ruhe, Körpersprache, Lob und auch mal einem klaren Abbruchsignal, ohne dabei grob zu werden. Es geht darum, gemeinsam zu wachsen - nicht darum, dem Hund etwas "abzugewöhnen" auf Kosten seines Wohlbefindens.

 

Langfristige Erfolge entstehen durch Bindung, nicht unter Druck

Hunde, die verstanden haben, was von ihnen erwartet wird, zeigen stabiles Verhalten - weil sie ihrem Menschen vertrauen, nicht weil sie Angst vor einer Reaktion haben. Und genau das ist der Schlüssel für ein harmonisches Miteinander. 

FAZIT

Im modernen Hundetraining liegt der Fokus auf positiver Verstärkung. Strafe, besonders die so genannte "positive Strafe" (etwas unangenehmes hinzufügen), kann das Vertrauensverhältnis stark belasten. Daher lehne ich körperliche Maßregelung ab, weil sie dem Hund kein Verständnis vermittelt, sondern Unsicherheit. Stattdessen setze ich auf eine faire, gewaltfreie Erziehung, die Beziehung und Vertrauen stärkt - denn das ist die Basis für echte Zusammenarbeit.