Hundetraining ohne körperliche Strafen - warum das "Zwicken" und andere körperliche Korrekturen veraltet sind

Veröffentlicht am 13. August 2025 um 13:38

Vielleicht hast du es schon gesehen: Ein Hundetrainer unterbricht das Verhalten eines Hundes, indem er ihm mit den Fingern in die Seite zwickt, ihn schubst oder anrempelt: Für manche wirkt das auf den ersten Blick effektiv - der Hund stoppt sofort. Aber ist das wirklich gutes Hundetraining? Und warum setzen viele Hundetrainer noch auf diese Methode?

 

Warum viele Hundetrainer noch mit dem Zwicken arbeiten

1. Tradition aus dem Gebrauchshundebereich:

In der alten Ausbildung von Polizei- und Militär- und Jagdhunden ging es um absoluten Gehorsam. Körperliche Korrekturen wie das Zwicken gehörten zum Standard.

2. Fehlendes Wissen über moderne Lerntheorie

Bis in die 1990er- Jahre orientierte man sich an überholten Dominanz-Theorien aus dem Wolfsverhalten. Die Annahme war: Der Mensch muss den Hund körperlich "unterwerfen", um Respekt zu bekommen.

3. Kurzfristige Wirkung

Ein Zwicken unterbricht ein Verhalten sofort - und lässt es für Außenstehende so aussehen, als hätte der Hund "verstanden". Tatsächlich hat er nur gelernt, den Schmerz oder Schreck zu vermeiden.

4. Tradition hinterfragen

Viele Trainer geben weiter, was sie selbst gelernt haben - oft ohne sich mit moderner, gewaltfreier Hundeerziehung zu beschäftigen.

 

Warum das Zwicken im Hundetraining problematisch ist

- Stress statt Verständnis - der Hund lernt nicht, welches Verhalten erwünscht ist, sondern versucht nur, Unangenehmes zu vermeiden

- Falsche Verknüpfungen - der Hund kann die negative Erfahrung mit dem Halter, anderen Hunden oder einer bestimmten Situation verbinden

- Vertrauensverlust - vor allem sensible Hunde können ängstlich oder misstrauisch werden

- Gefährliche Unterdrückung von Warnsignalen - Hunde, die nicht mehr knurren dürfen, können plötzlich ohne Vorwarnung zubeißen

 

MEIN FAZIT

Das seitliche Zwicken und viele andere körperliche Korrekturen sind Relikte aus einer Zeit, in der Hundetraining stark auf Gehorsam durch Strafe setzte. Heute weiß man: Gewaltfreie Hundeerziehung mit positiver Verstärkung führt zu besseren, nachhaltigeren Ergebnissen. Hunde, die durch Motivation und Vertrauen lernen, reagieren nicht nur zuverlässiger, sondern leben auch entspannter mit uns zusammen. Körperliche Einwirkung kann in echten Notfällen sinnvoll sein - aber sie sollte nie der Hauptweg im Training sein.